Wer war eigentlich die Baronin Margot Wurmb von Zink?
Ein Beitrag zur Heimatgeschichte
Erstellt und aufgeschrieben von Helmut Sommer, im September 2012
In der Arbeitsgruppe in Lagow besteht auf polnischer Seite großes Interesse an der deutschen Vergangenheit, besonders auch an Personen der jüngeren deutschen Geschichte vor der Vertreibung. So wurden wir u. a. gefragt, ob die Familie von Pückler auf dem Gut in Lagow mit den Pücklers in Bad Muskau verwandt seien und ob wir etwas über die letzte Schlossherrin berichten könnten. Ausgehend von Texten der Baronin1 habe ich deshalb bei Freunden und im Internet2 recherchiert und dort erstaunlich vieles zum Thema gefunden. Hier der Bericht, um dessen Veröffentlichung mich auch mehrere Lagower gebeten haben, nachdem sie davon gehört hatten.
Margarethe Rosa Alma Wurmb von Zink, genannt Margot, wurde am 22. September 1864 in Putbus auf Rügen als vierte Tochter des Reichsgrafen Wilhelm Malte Carl Gustav von Wylich und Lottum und dessen Ehefrau Wanda Maria Freiin von Veltheim-Bartensleben geboren. Die Eltern hatten am 1. Juli 1857 geheiratet und hatten fünf Töchter. Margot heiratete den preußischen Husarenoffizier Hans Wurmb von Zink und hatte mit ihm den Sohn Wilhelm Wolf und die zwei Töchter Wanda und Margot. Wilhelm Wolf erbte vom Großonkel Hugo Graf Werschowetz-Sekerka Gut und Schloss Lagow, musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen entmündigt werden. Die Mutter übernahm die Vormundschaft, wurde nach seinem frühen Tod auch seine Erbin. – Die in Lagow bis 1945 nur als „die Baronin“ bekannte Dame starb nach der Flucht aus Lagow am 2. Juli 1948 in Burgfarrnbach, dem Stammsitz der Familie ihres Schwiegersohnes Richard Graf von Pückler und Limpurg, wohin sie 1945 mit ihren Angehörigen geflohen war.
1. Familien der Fürsten von Putbus
Die Herren von Putbus entstammen einem uralten dänisch-pommerschen Adelsgeschlecht, die schon in der schwedischen Zeit der Insel Rügen den erblichen Fürstentitel erhalten hatten. Mit Wilhelm Malte I. starb die Familie von Putbus 1854 in der männlichen Linie aus. Die schwedische Ernennungsurkunde bestimmte, dass nur die direkten männlichen Nachfolger Anspruch auf den Fürstentitel haben sollten.
Da Fürst Malte I nur Töchter hatte, gingen über seine Tochter Clotilde, die mit dem aus dem klevischen Adel stammenden Reichsgrafen Friedrich von Wylich und Lottum verheiratet war, Titel und Majorat an seinen Enkel Wilhelm Carl Gustav Malte von Wylich und Lottum (1833 - 1907) über. Entgegen der ursprünglichen Erbfolgeregelung wurde Wilhelm Carl Malte von Putbus im März 1861 durch den preußischen König Wilhelm I. der fürstliche Titel bestätigt. Daraufhin nahm er mit königlicher Genehmigung den Namen Wilhelm Malte II., Fürst und Herr zu Putbus, an. – Bereits zur Zeit des Fürsten Malte I. gab es enge Beziehungen zwischen
dem preußischen Königshaus und dem Hause Putbus. König Friedrich Wilhelm IV. besuchte als Kronprinz 1820 und 1825 und in Jahren 1843, 1846, und 1853 als König die fürstliche Residenz in Putbus. Die enge Bindung zwischen Putbus und Berlin wurde auch unter Wilhelm Malte II. weiter gefestigt. 1860, noch unter der Herrschaft der Fürstin Luise, besuchte Kronprinz Friedrich mit seiner Frau Viktoria Putbus.
Wilhelm Malte II. heiratete am 1. Juli 1857 Wanda Maria Freiin von Veltheim-Bartensleben * 12. Juli 1837 als Witwe später Fürstin Wanda von Putbus genannt. Aus der Ehe gingen fünf Töchter hervor.
Marie Luise Clotilde Agnes, Gräfin von Wylich und Lottum, Fürstin von Putbus * 31. Mai 1858 in Merseburg; † Putbus 16. März 1930 in Putbus
Asta Eugenie, Gräfin von Wylich und Lottum, Fürstin von Putbus * 16. Januar 1860 in Berlin; † 4. November 1934 in Putbus
Viktoria, Gräfin von Wylich und Lottum, Baroness von Putbus, * 1. Februar 1861 in Berlin; † im Dezember 1933 in Neklade. Diese dritte Tochter heiratete am 17. Januar 1888 Ludolph Heinrich von Veltheim. Deren beider Sohn trat nach dem Tode der zweiten Tochter, der Fürstin Asta Eugenie, 1934 als Malte III, Fürst von Putbus, die Nachfolge seines Großvaters an. Dieser Malte von Veltheim starb 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen.
Wanda, Gräfin von Wylich und Lottum, Baroness von Putbus, * 18. Dezember 1867 am Sterbetag ihrer Mutter in Berlin. Sie heiratete später den Fürsten Ernst Alban Ludwig zu Löwenstein Wertheim-Freudenberg. In ihrer neuen Heimat galt sie als die „Wohltäterin von Wertheim“. Sie starb 1930 an den Folgen einer Operation.
Margarethe Rosa Alma, Gräfin von Wylich und Lottum, Baroness von Putbus, unsere spätere Baronin genannt Margot, * 22. September 1864 in Putbus; † am 2. Juli 1948 in Burgfarrnbach. Sie heiratete an ihrem 19. Geburtstag den Reichsfreiherrn Hans Wurmb von Zink (1849 – 1892), Abkömmling einer uralten und weit verbreiteten preußisch-deutschen Adelsfamilie. Ihre Tochter Margot heiratete den aus einer fränkischen Adelsfamilie stammenden Grafen Richard von Pückler und Limpurg; das Paar hatte zwei Söhne, die beide im Zweiten Weltkrieg gefallen sind, und zwei Töchter, ebenfalls mit den Namen Wanda und Margot. Die Tochter Wanda heiratete 1944 den Freiherren Gert von Schäffer-Bernstein; die Tochter Margot heiratete 1942 einen Graf Heinrich von Zitzewitz, der schon wenige Monate später im Zweiten Weltkrieg sein Leben lassen musste. Nach dem Tod ihrer Schwester 1950 heiratete sie 1952 ihren nun verwitweten Schwager Gert von Schäffer-Bernstein. Margot war bis zu ihrem Tod am 27. 04. 2005 auch ständige Leserin unseres Heimatbriefes.
2. Die Familie Wurmb von Zink
Das Geschlecht gehörte seit dem Mittelalter zu den sächsischen Vasallen und wird erstmals mit Conradus Worm 1173 urkundlich genannt. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt 1250 mit Dietricus Worm. Die Wurmb hatten 53 Rittergüter und Familiensitze in ganz Thüringen, u. a. in Klein- und Großfurra (1415 bis 1945). Seit dem 5. April 1838 erhielt ein Zweig der Familie durch Heirat den Namenszusatz „von Zink“. Diesem Familienzweig aus Großfurra entstammt Hans Wurmb von Zink, sein Vater und sein Bruder waren dort noch als Reichsfreiherren Stammherren. Sehr viele aus der Familie Wurmb waren preußische und später auch deutsche Offiziere, einige auch in der Wehrmacht des Deutschen Reiches unter Hitler und Teilnehmer des letzten Krieges.
3. Die Familien Pückler
Pückler ist der Name eines alten schlesischen Adels-Geschlechts, das sich im Laufe seiner Geschichte in mehrere Familien aufteilte, die nach ihrem Besitz unterschieden wurden.
Eine angeblich belegbare Abstammung gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Wahrscheinlich tritt das Geschlecht erstmals im Jahr 1306 urkundlich auf. Die sichere Stammreihe der Linie beginnt mit Henricus Pokeler (alias Pincerna = Mundschenk), der am 22. Mai 1365 urkundlich Blumental im Fürstentum Neiße kauft. 1468 wird Nicolaus I. Pöckeler in böhmischen Urkunden erwähnt; er erwirbt 1488 Groditz im Fürstentum Oppeln und gilt als Stammvater des Hauses Pückler, das 1655 reichsfreiherrlich, 1690 reichs-gräflich wurde und sich später in eine fränkische und schlesische Linie teilte.
Die schlesische Linie wurde mit Hermann von Pückler-Muskau, dem berühmten Gartenarchitekt, 1822 in den Fürstenstand erhoben. Diese schlesische Linie erlosch angeblich 1871 mit dessen Tod, obwohl der Familienbesitz in Muskau bereits 1845 verkauft worden war und der Besitz in Branitz nach dem Tod des Fürsten Hermann an seinen Neffen Graf Heinrich von Pückler übergegangen ist.
Die fränkische Linie kam 1676 mit Karl Franz Pückler von Groditz durch Heirat nach Burgfarrnbach bei Fürth. 1737 heiratete dessen Sohn Christian Wilhelm Karl die Gräfin Caroline Christiane von Löwenstein-Wertheim, eine Enkelin des letzten Schenken von Limpurg. Hiermit erlangte er einen Anteil an der Grafschaft Limpurg sowie Sitz und Stimme im fränkischen Grafenkollegium. So entstand der Name Pückler und Limpurg.
Die Grafen von Pückler und Limpurg hatten bis zur Revolution 1918 als Standesherren Sonderrechte und zählten zum Hochadel. 1950 unterzeichneten Gottfried Wilhelm Maximilian und Adele Louise Mathilde von Pückler und Limpurg die Gründungsurkunde der „Graf von Pückler und Limpurg’schen Wohltätigkeitsstiftung“. 1957 starb Graf Gottfried, 1961 erlosch mit dem Tod von Gräfin Adele der Gaildorfer Zweig des Grafenhauses der Pückler-Limpurg; damit erlosch auch das fränkische Adelshaus Pückler-Limpurg.
Der Pächter des Rittergutes in Lagow, Graf Richard von Pückler und Limpurg, Ehemann der Baroness Margot Wurmb von Zink, Schwiegersohn der Baronin, entstammte vermutlich diesem fränkischen Geschlecht; als Nachweis kann ich nur den Sterbeort der Baronin im Jahre 1948 anführen: Burgfarrnbach.
Anmerkungen:
1) Ein mir vorliegende Artikel, unterzeichnet mit „Margot Wurmb von Zink, geb. Reichsgräfin von Wylich und Lottum“ wurde Ostern 1935 auf Schloss Lagow geschrieben. Ich habe die Kopie von Wanda Pacholke, geb. Markwitz, einst Angestellte auf dem Schloss in Lagow, von ihrer Tochter Brunhilde Oestreich aus Brieselang erhalten, ebenso das Foto der Familie Pückler. Darüber hinaus stand mir das Büchlein „Was ich mit Jesus erlebte“, verfasst von Margot Wurmb von Zink, erschienen 1949 im Brunnen-Verlag Gießen, als Quelle zur Verfügung. Das 1. Kapitel hat den Titel „Mein Lebensweg“
2) Bei der Internetrecherche habe ich unterschiedliche Stichworte bei Suchmaschinen wie Google u. a. eingegeben, landete dann meistens bei Wikepedia und dort bei Adelsarchiven der gesuchten Familien.